Oberbau K auf Holzschwellen, DB-Version nach 1956
Die Entwicklung des Reichsbahnoberbaus
zuletzt bearbeitet am 8. August 2025
Vorbemerkung
Die Reichsbahn startet mit einem Gleisnetz, das aktuelle und auch längst überholte Oberbauformen der zusammengeschlossenen Länderbahnen bietet. Unter Reichsbahnoberbau wird allgemein der neu entwickelte Oberbau mit S 49-Schienen verstanden, manchmal sogar reduziert auf die Bauart K und manchmal auch noch begrenz auf die Bauart K auf Holzschwellen. Dabei werden die modernisierten Länderbahnformen bzw. Mischformen gerne übersehen.
Die S 49-Bauarten werden ausschließlich in Gleisen 1. Ordnung und Sonderklasse verlegt. Jedes Nebengleis, jedes Überholgleis, jede Strecke 2. Ordnung wird auch beim Neubau mit Länderbahnformen ausgeführt. Für den epochenbewußten Eisenbahnmodellbau gibt es eine große Auswahl.
Neue Lasten
Die 1920 gegründete Reichsbahn ist trotz aller kriegsbedingten Altlasten zukunftsorientiert und plant mit schnelleren und schwereren Zügen. Für den Verkehr mit noch zu bauenden Großgüterwagen und den erforderlichen Lokomotiven werden Achslasten von 25 t angenommen, die dafür vorgesehenen Strecken müssen entsprechend ertüchtigt werden.
Die schweren Länderbahnoberbauformen sind für Achslasten von 20 t geeignet oder können dafür hergerichtet werden. Auch wenn langfristig ein Einheitsoberbau angepeilt wird, ist klar, dass auf die Länderformen auf absehbare Zeit nicht verzichtet werden kann.
In diesem Sinne fällt auch die Neugliederung der (Brücken-)Lastenzüge aus. Die Strecken werden entsprechend in die Kategorien N, E, G und H eingeteilt (siehe rechts).
Neue Schienen
Um die Länderbahnschienen abzulösen bzw. mit verstärkten Profilen zu ergänzen werden neue Schienen geplant. 1923 liegen drei Entwürfe vor, alle haben die gleiche Fußbreite, geeignet für eine einheitliche Schienenbefestigung:
Schiene I ist für die geringeren Belastungen (H) vorgesehen, in der Endfassung wird sie noch etwas stärker ausfallen und als S 41 gelistet werden.
Schiene II soll die Kategorien E und G abdecken. Leicht modifiziert wird sie als S 45 gewalzt.
Um die Sache abzukürzen: Der aktuelle Bedarf für die Schienen I und II ist gering, vorhandene Länderformen decken die Einsatzbereiche bereits ab. Die S 41 wird bei der Reichsbahn nicht verbaut, weil per Erlass vom Februar 1923 nur noch zwei Oberbaukategorien (schwer und leicht) verlegt werden sollen, sie findet aber Verbreitung im Anschlussgleisbau. Die S 45 wird nur in geringem Umfang - eher versuchsweise - verlegt.
Letztlich werden auf Strecken G und H (Gleise 2. Ordnung) weiterhin Länderbahnschienen, vorzugsweise Preußenformen 8/15 auch mit modernisierten Befestigungen eingebaut. Sie liegen aber weiterhin auch in Gleisen 1. Ordnung der Lastgruppe E.
Bleibt die Schiene III, die bis auf den Kopfradius schon mit der Endfassung der S 49 übereinstimmt. Sie wird ausschließlich für Gleise 1. Ordnung (N und E) vorgesehen, dazu zählen auch stark belastete Ablaufanlagen.
Der Anfang: Der Oberbau auf Stahlschwellen
Die ersten Reichsbahnoberbauformen sind 1923 die Bauarten B und O auf Stahlschwellen. 1925 wird mit dem Umbau von Hauptbahnen begonnen, im Geschäftsbericht des Jahres werden 1200 km der Bauform B genannt. Der Oberbau O wird auf nur 80 km verlegt, es bleibt auch in den nächsten Jahren bei niedrigen Verlegeleistungen eher im Versuchsbereich.
Zum Umbau gehören selbstverständlich auch die Verbesserung der Bettung (nur noch Hartsteinschotter der Körnung 1, gewalzt/gestampft/Schwellenverlegung mit Füllkästen) und gegebenenfalls Brückenverstärkungen oder Brückenneubau.
Der neue Oberbau mit S 49 (S 45) auf Holzschwellen (und auch für Weichen auf Holz und Stahl) benötigt etwas mehr Entwicklungszeit.
Der Reichsbahnoberbau auf Holzschwellen
Ein wesentliches Konstruktionsprinzip des neuen Reichsbahnoberbaus soll die Trennung von Schienen- und Plattenbefestigung sein, was den Ein- und Ausbau der Schiene ohne Lösen der Platte ermöglicht. Eigentlich handelt es sich um einen Rückgriff auf die Schienenstühle, die bereits in der frühen Eisenbahnzeit (mit Keilverspannung) vor allem in England eingeführt werden und dort immer noch und auch weiterhin dominieren.
Moderne Vorbilder mit geschraubten Klemmplatten gibt es z.B in den Niederlanden – hier allerdings schwer und damit auch teuer (Abb. rechts).
Eigentlich ist beabsichtigt, für die Bauformen auf Holz- und Stahlschwellen gleiche Befestigungselemente zu verwenden, das wird mit Schwierigkeiten verbunden gesehen. Entwürfe mit der Befestigung nach Roth-Schüler wie beim Stahlschwellenoberbau B werden verworfen.
Das Oldenburger Keilrippensystem (Oberbau O) hat ebenfalls Fürsprecher, der aufgefundenen Literatur nach zu urteilen sogar eine wesentlich lautere Lobby als die, die die Befestigung nach Roth-Schüler (Oberbau B) favorisiert. Dazu mehr im Abschnitt Kritik.
1925 wird ein Oberbau auf Holzschwellen vorgestellt, der in großem Umfang erprobt werden soll. Die Unterlagsplatte Rpm 1 ermöglicht die Einstellung der Spurweite/Spurerweiterung mittels Beilagen (Spurregler Sp) zwischen Rippen und Schienenfuß. Die Rippen werden in der beschreibenden Literatur anfangs gerne auch Schraubenleiste genannt, weil dort die Hakenschrauben eingreifen - deshalb das L in der Zeichnung.
Details werden noch verändert, wesentlich ist die Erhöhung und Verstärkung der Rippen auf 25 mm und dass die Platten 2 mm dünner werden. Die höheren Rippen werden nötig, weil 5 mm starke Zwischenlagen aus Pappelholz eingeführt werden. Die Endfassung Rpm 5 wird 1927(?) Regelbauart.
Es wird auch berücksichtigt, dass die Spurregelung in Gleisabschnitten ohne Spurerweiterung nicht nötig ist. Dafür werden Platten mit 128 mm Platz zwischen den Rippen für den 125 mm (Toleranzen) breiten Schienenfuß konstruiert. Die Endfassung bietet dem Schienenfuß eine nur noch 127 mm breite Auflage und hat ebenfalls die 25 mm hohen Rippen, bezeichnet als Rpo 5. Das o steht für ohne Spurregelung und das m für mit Spurregelung.
Bereits zum Januar 1928 wird die Rpm gestrichen. Im Zuge der Neuregelung der Spurerweiterung wird die Rpo per Verfügung die Regelplatte auch für den Gleisbau in Bögen. Die Spurerweiterung wird durch angepasste Bohrungen der Schwelle erreicht.
Einige entwickelnde Ingenieure sind sich der Fixierung der Schiene mit den neuen bügelartigen Klemmplatten noch nicht ganz sicher oder schließen sich der Kritik an (nächster Abschnitt). Unter Berufung auf die hochgepressten Keilrippen der Oldenburger Stahlschwellen (Reichsbahnoberbau O) werden die auch für den neuen Reichsoberbau empfohlen. Die Klemmplatten übernehmen in diesem Entwurf auch die Spurhaltung der Schiene. Es bleibt aber bei den vorgestellten Rpm/Rpo.
Kritik
Der neue Reichsoberbau mit Rippenplatten auf Holzschwellen wird teils heftig kritisiert (1927). Konstruktionsideen, die noch Jahrzehnte später als große Errungenschaften angeführt werden, werden regelrecht verrissen. Die Befestigung nach Oldenburger Vorbild wird favorisiert, dabei kann sich die Bauform O beim Stahlschwellenoberbau nicht durchsetzen.
Alternativvorschläge werden auch zumindest zur Demonstration realisiert (Foto) - offensichtlich gibt es Mitstreiter in der Stahlindustrie.
Inzwischen ist die Bezeichnung K vergeben. Unter den vielen Mutmaßungen, wofür das K stehen mag, bevorzuge ich bislang: Klemmplatte.
Der Spielraum zwischen Rippen und Schienenfuß ist tatsächlich ein Notbehelf. Nochgilt auch unter den K-Konstrukteuren die Ansicht, dass Null-Bewegungsmöglichkeit der Bauteile gegeneinander auch Null-Verschleiß bedeutet. Dass es im Zusammenspiel von Gleis und dynamischen Lasten keine Null-Bewegung geben kann, ist noch nicht Allgemeingut.
Später wird gerade dieser hochbeinigen Klemmplatte eine gewisse Elastizität zugesprochen, eine seitliche Führung der Schienen kann gar nicht beabsichtigt sein.
Allerdings bleibt das System der Führung des Schienenfußes durch die Rippen ein Problem solange der K-Oberbau verlegt wird. Die Einarbeitung des Fußes in die Rippen ist nicht selten.
Der Hinweis auf den unterschiedlichen Oberbau mit und ohne Spurerweiterung hat sich wenige Monate nach Verfassung dieser Kritik erledigt (siehe oben). Beim Stahlschwellenoberbau sind die Rus 25 (m) und Rus 26 (o) die Alternativen.
Beim Schweißen gibt es anfangs Qualitätsprobleme, die sich mit zunehmender Erfahrung lösen lassen.
Die verstärkte Schwellendecke ist notwendig, um den Hakenschrauben (z.B. Oberbau B oder preußischer Hakenplattenoberbau) ausreichenden Widerstand zu bieten. Bei der umfänglichen Verschweißung der Rus-Platten wird die Belastung auf eine größere Fläche verteilt.
Der Verfasser unterschlägt, dass die sonst notwendigen Lochungen der Schwellendecke traditionell große Probleme breiten. Dazu gehören die Erweiterungen der Löcher im Betrieb und Risse in der Schwellendecke. Die dadurch anfallenden Unterhaltungskosten könnte man dem Aufwand für das Aufschweißen entgegenhalten.
Die Einwände gegen die Doppelfederringe sind mangels Literatur schwer einzuschätzen. Ob am Herstellungsverfahren etwas geändert wird oder ob die Bedenken möglicherweise übertrieben sind, muss noch geklärt werden.
Es wird aber über Fehler beim Einbau berichtet. Die Windungen sollen gespannt einen Abstand von 1 mm haben, was nicht immer eingehalten wird, vor allem, wenn Schraubmaschienen eingesetzt werden.
Das Fehlen der Spannelemente unter den Schwellenschrauben fördert das Einarbeiten der Platten in die Holzschwellendecke. Der Mangel wird erst von der Bundesbahn behoben, sowohl im Gleis- als auch im Weichenbau.
Die Kritiker gehen auch soweit, dass sie sogar den Hakenplattenoberbau dem Rippenplattenoberbau vorziehen würden. Eigentlich gelten der nicht nachstellbare Haken und die einseitige Klemmung als nicht zukunftsfähig.
Es war bereits die Rede davon, dass der Reichsoberbau mehr ist als nur Oberbau K auf Holzschwellen. Die Bauarten werden hier nicht näher beschrieben, dafür gibt es eine Liste mit den Benennungen der Reichsbahn. Links werden in Betrieb genommen, wenn Material eingestellt wird.
S 49-Bauarten
Oberbau B
Oberbau O
Oberbau K (H)
Oberbau K (E)
Oberbau H
Oberbau M (H)
Oberbau M (E)
Oberbau mit Spannnägeln
Oberbau T
S 49-Leitschienenbauarten
Oberbau LeB
Oberbau LeO
Oberbau LeK (H)
Oberbau LeK (E)
Oberbau LeT
S 49-Wegübergänge
Oberbau LeW
Ri 1-Wegübergänge
Oberbau Ri (H)
Oberbau Ri (E)
Dazu kommen noch definierte Übergänge (geschraubt/geschweißt) zwischen verschiedenen Schienenformen bzw. Schienenhöhen und besondere Stoßausbildungen für Isolierstrecken (stromdichte Stöße, Stellwerkstechnik).
Weitere Oberbaubestandteile:
Laschen
Holzschwellen
Eisenschwellen (heute: Stahlschwellen)
Betonschwellen
Bettung